.oO "Wenn die Fische eine Stimme hätten, würde ich diesen Beruf nicht ausüben."

Gerade habe ich durch Zufall, als ich über Schlachtfohlen recherchierte, einen Beitrag eines Menschens gefunden, der selbst in der Fischerei tätig war(ist?). Da ich nicht glaube, so schnell wieder so einen "guten" Erlebnisbericht finden zu können, stelle ich ihn sofort rein. Bitte seht die Rechtschreibfehler nach, ich habe den Originaltext kopiert.

Habe den Bericht nicht gesehn. [Es ging um eine Schlachtfohlendoku auf ARD]

Auch wenn ich wieder was auf die Ohren bekomme:

Warum kein Fohlenfleisch? Wir essen auch Kalbfleisch. Oder Kaninchen. Sind auch niedliche Tiere.

Aber ich bitte darum mich richtig zu verstehen: Selbstverständlich finde auch ich es pervers ein Tier in der geschilderten Form zu töten.

Die Schlächer stumpfen mit der Zeit ab, was ich aus eigener Erfahrung weiß:

Ich bin ca. 1,5 Jahre in der Fischerei auf der Ostsee, immer so rund Bornholm, zur See gefahren.
Beim ersten Hol ( Netz an Board hiefen) hat sich mir der Magen umgedreht. Durfte ich den anderen Besatzungsmitgliedern natürlich nicht zeigen.
Die Fische ( Dorsch = Kabeljau) werden aus einer Tiefe von ca. 200m innerhalb von ca. 3 Minuten an die Oberfläche gezogen wobei den Meisten die die Schwimmblase platzt.
Das ist ungefähr dasselbe als wenn man uns ohne jeglichen Schutzanzug an ein Flugzeug bände das dann 10000m aufsteigt.

Zum schlachten greift man den Fisch so, das der Rücken nach unten zeigt. Den Zeigefinger steckt man in ein Auge und den Daumen drückt man, dann ist das von unten, auf`s Maul sodas der Fisch nicht aus der Hand gleitet.
Dann wird mit einem raschen Schnitt die Kehle quer durchtrennt, und mit einem Längsschnitt, von der Kehle zum Schwanz hin, der Bauch geöffnet um so die Innereien entnehmen zu können. Danach wird der Fisch nach Größe sortiert in Hocken (Abteilungen an Deck) geworfen, gewaschen und anschließend in Kisten sortiert.
Während des ganzen Vorganges wird der Fisch NIE betäubt.
In den Fischen steckt solch eine Energie, das sie bar jeglicher Innereien in den Hocken manch mal minutenlang noch mit dem Schwanz schlagen.
Dies wird so seit Urzeiten so praktiziert. Und noch nie habe ich einen Protest dagegen gehört.

Nach dem dritten Hol, es waren jedesmal so zwischen 6 u. 12 Zentner Fisch, war mein anfänglicher Schock verflogen.
Die Eile mit der alles geschah und der Seegang, ständig bemüht um sicheren Halt an Deck, lenkten meine Gedanken in andere Richtungen.

Mein damaliger Schipper,seit 35 Jahren in der 8. o. 9. Generation Fischer, sagte mir mal in einer stillen Stunde:
Wenn die Fische eine Stimme hätten, würde ich diesen Beruf nicht ausüben.

.oO Ökofeminismus und Tierbefreiung?

Interview-Ausschnitt


Frage: Barbara [Noske], in deinem Buch [Die Entfremdung der Lebewesen,
Die Ausbeutung im tierindustriellen Komplex und die gesellschaftliche Konstruktion von Speziesgrenzen] veranschaulichst du sehr gut die Verbindungen, die es zwischen der männlichen Dominanz Frauen gegenüber und speziesistischer Unterdrückung gibt. Dennoch ist die Verbindung von Tierbefreiung und Feminismus für viele Feministinnen scheinbar nicht denkbar. Woher kommt das deiner Meinung nach?
Barbara: Dazu gibt es zwei Dinge zu sagen: Das erste ist, dass Frauen seit der Antike mit der Natur/Tieren gleichgesetzt werden, und Männern mit der Kultur. Im westlichen Denken wird Natur als etwas Niedereres wahrgenommen als Kultur, und so haben Feministinnen, wie etwa Simone de Beauvoir sich völlig verdreht um Frauen in der Philosophie von der Natur/Tieren abzugrenzen. Sie argumentieren, dass Frauen genauso menschlich und kulturell sind wie Männer – was ja auch völlig richtig ist. Mit anderen Worten, die Frau-Tier-Gleichsetzung ist höchst politisch aufgeladen.
Eine Anmerkung der australischen Ökofeministin Val Plumwood dazu: „Es gibt eine Verbindung zwischen der Unterdrückung von Frauen und der Beherrschung der Natur. Beide werden als „das Andere“ behandelt, beide werden in den Hintergrund gedrängt. Doch nur weil diese beiden Mechanismen verbunden sind, heißt das noch lange noch, dass die Tierbefreiungsbewegung und Feminismus Hand in Hand gehen.“ Zusammenhängendes Leid führt nicht automatisch zur Solidarität.
Die zweite Sache, die mir aufgefallen ist, ist der Mangel an geschlechtersensiblen Zugängen der feministischen Bewegung in ihrer Betrachtung von Tieren. (Carol J. Adams ist dabei eine Ausnahme.) Die meisten Feministinnen vergessen, dass es auch unter Tieren zwei Geschlechter gibt ... Der Ökofeminismus hat meiner Meinung das Potential hier einen Weg zu finden.

(komplettes Interview mit der Tierbefreiung, hier klicken)

[Anm. der Bloginhaberin: Autorin ist Reiterin. Veröffentlicht auch bei feministlifestyle.blogspot.com]

.oO "Fleisch fressen, Fleisch ficken" Feminismus & Tierbefreiung

Susanna Harringer
~xX([„Und wieso, bitte, ist Fleischessen männlich?“])Xx~
Über das Verbindende von Feminismus und Tierrecht
Aus: Tierbefreiung. Das aktuelle Tierrechtsmagazin, Hamburg, Juni 2005

Als pdf-Datei hier klicken.

Die Tierrechtsbewegung im deutschsprachigen Raum ist noch nicht alt, und es kommen darin
Menschen aus unterschiedlichen Richtungen und verschiedener persönlicher Motivation zusammen. In dieser Phase reger inhaltlicher und strategischer Diskussionen sollte meiner Meinung nach der feministische Zugang zum Tierrecht nicht zu kurz kommen. Dazu kann es nicht schaden, auf ein paar häufig gestellte Fragen noch einmal einzugehen.

Im Feminismus geht es um die Gleichberechtigung der Frauen?
Ja, es geht um Unterdrückungsverhältnisse, Gewalt und Hierarchien in der Gesellschaft. Aber
nicht nur, was die Geschlechterverhältnisse betrifft, sondern im gesamten Zusammenhang von
Arbeit und Leben der Menschen. Nur mit einer fünfzigprozentigen Teilnahme der Frauen an allem wäre es nicht getan, denn unsere Gesellschaft ist nach kapitalistischen Gesichtspunkten organisiert, und es geht doch darum, Ausbeutung und Gewalt insgesamt abzuschaffen und nicht
gleichmäßig aufzuteilen. Genauso wenig bringt es, wenn Frauen an gewaltbereiten, hierarchischen Organisationen wie dem Militär teilnehmen, es sollte lieber gar kein Mensch daran teilnehmen.

Dabei können doch nur die Frauen gewinnen?
Nicht unbedingt, auch das Rollenklischee, das Männern zugeordnet wird, ist keine reine Freude.
Den ganzen Tag und das ganze Leben Leistung und Überblick produzieren zu müssen und auf
keinen Fall müde, erfolglos, schwach oder gefühlvoll sein zu dürfen, ist auch nicht beneidenswert.
Es wäre gesamtgesellschaftlich ein großer Fortschritt, wenn weder Männer noch Frauen autofahren wie die Henker; in Wald und Feld, aber auch in Haus und Garten niemanden erschießen; nicht ihre Machtstellung unter den Lebewesen demonstrieren, indem sie andere aufessen; und keinem Lebewesen Gewalt in physischer oder psychischer Form antun.

Aha, aber an allem sind die Männer schuld?
„Die Männer“ gibt es genauso wenig wie „die Frauen“. Sogar biologisch sind die Unterschiede
innerhalb einer Gruppe von Frauen und einer Gruppe von Männern größer als zwischen den beiden Gruppen. Es kommt vielmehr darauf an, ob jemand die herkömmlichen Machtverhältnisse unterstützt und für sich ausnutzt oder nicht.

Heutzutage sind die Frauen ohnehin emanzipiert, die Bewegung hat ihr Ablaufdatum überschritten.
Schön wär’s. In jeder gesellschaftlichen Gruppierung und Schicht sind nach wie vor die Lebenschancen für Frauen schlechter als für Männer verteilt. Bei gebildeten einheimischen Mittelschichtfrauen äußert sich das natürlich nicht so schlimm wie bei Migrantinnen oder behinderten Frauen, aber statistisch – jaja, wir wissen schon, jeder kennt eine Ausnahme! – sind Frauen im Gegensatz zu Männern deutlich schlechter gestellt. Sie arbeiten bei gleicher Ausbildung meist in schlechteren Positionen, verdienen deutlich weniger, sind viel öfter von Gewalt betroffen und geraten wesentlich öfter – vor allem wenn sie alleinerziehend oder alt sind – in echte Armut.

Aber die Frauen denken doch, sie haben immer Recht?
Nein, das denken die Frauen nicht, auch nicht die engagiertesten. Obwohl es natürlich eine lustige Vorstellung ist: Die Frau steht in der Früh auf, hat ja so Recht, duscht und trinkt Kaffee mit Sojamilch, hat dabei Recht. Dann fährt sie mit dem Rad ins Büro – wahrscheinlich ist sie Richterin, weil sie immer so Recht hat - und winkt fröhlich dem Briefträger, weil sie ja ... eh schon wissen. Unterwegs kauft sie noch Brot und Äpfel und hat dabei dauernd Recht ... den ganzen Tag und immer fort. Wahrscheinlich hat der Urheber dieser merkwürdigen Vorstellung in den falschen Hals bekommen, dass Frauen nicht automatisch unrecht haben und genauso ernst genommen werden wollen wie alle anderen.

Es gibt Frauen, die schreckliche Dinge tun, das sagt uns doch etwas.
Ja, das sagt uns etwas, und zwar, dass Frauen – aufgrund ihrer Erziehung und ihrer gesellschaftlichen Rolle und nicht irgendwelcher geheimnisvoller genetischer Merkmale – viel seltener Gewaltverbrechen begehen als Männer. Die wenigen Ausnahmen fallen umso mehr auf.

Wozu müssen sich die Frauen manchmal getrennt organisieren?
Viele Männer mögen es nicht, dass Frauen sich ohne sie politisch betätigen. Manche meinen es
wohl ernst, wenn sie sagen, dass „man lieber gemeinsam etwas gegen die Diskriminierung unternehmen sollte“. Andere sagen das als vornehme Formulierung für: „Jetzt beruhigt euch schleunigst, wir sagen euch schon, wenn wir bereit sind (wenn Ostern und Weihnachten auf einen Tag fallen, nirgendwo etwas im Fernsehen läuft, die Hölle zufriert), und bis dahin nervt nicht mit eurem Frauenkram“.
Frauen haben – trotz aller Verschiedenheiten – viel gemeinsam, sie werden anders und in
wichtigen Bereichen schlechter behandelt als Männer. Um diese Diskriminierung zu bekämpfen,
müssen wir uns unsere Gemeinsamkeiten bewusst machen und genau anschauen, wie die Diskriminierung sich in verschiedenen Fällen äußert und wie sie funktioniert.
Die Unterteilung nach Geschlechtern ist uralt und sicher nicht die Idee der Frauen. Weder
ich noch meine Mutter noch meine Groß- oder Urgroßmütter haben dafür gestimmt, dass Frauen als ein bisschen schlicht gelten, weniger verdienen, einen Großteil der Hausarbeit erledigen und dafür sexuell belästigt werden sollen. Und dass jeder Trottel laut Kommentare über unser Aussehen abgeben darf.
Zuwenig an das Gemeinsame zu denken, ist nicht das Problem der Frauen. Sie kommen sich
viel eher egoistisch und unsolidarisch vor, wenn sie durchaus berechtigte Forderungen für sich
entwickeln.

Aber männerfeindlich sind sie schon, diese Feministinnen!
Rund 95 % aller Frauen sind heterosexuell, und etwas mehr als die Hälfte aller Kinder, die auf
die Welt kommen, sind Buben. Also was soll’s?

Und warum wollen die Frauen dann manchmal eigene Schlafräume oder lehnen es ab,
mit einem Mann allein zu sein?
Ja, das fühlt sich wirklich unangenehm an, wie ein potentieller Belästiger oder Vergewaltiger behandelt zu werden. Und höchstwahrscheinlich irren sich diese Frauen auch, wenn sie so vorsichtig sind. Aber sie haben sich auch schon früher geirrt, als sie ihren Verwandten, Bekannten oder Kollegen getraut und die sich an ihnen vergangen haben, sie vergewaltigt und missbraucht haben. Beschwerden sollten also an die männlichen Sexattentäter gerichtet werden und nicht an ihre Opfer.

Und warum sind die Feministinnen so bissig?
Beim Klischee von der bösartigen Feministin scheint es sich um einen moderner Mythos zu handeln, so etwas wie die Spinne in der Yucca-Palme. Die Feministinnen im wirklichen Leben sind mehrheitlich engagierte, überarbeitete, besorgte Frauen, die sicher keine Zeit mit sinnlosem Gezänk vergeuden.
Aber immerhin, es stimmt schon, dass kleine, zarte Menschen mit heller Stimme sich aufführen
müssen wie Rumpelstilz, um dieselbe Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen wie Schränke mit tiefer
Stimme. Aber was mehr ins Gewicht fällt: Seit Jahrhunderten erwartet man von Frauen, dass sie sich höflicher, leiser und verbindlicher benehmen, und es fällt unangenehm auf, wenn sie genauso laut oder grantig werden wie Männer. Frauen können auch nicht mit demselben Mitleid rechnen wie betrunkene oder wütende Männer, die Streit anfangen oder herumnerven oder „halt so sind“. Frauen sollten lieber mitdenken, was sie auslösen: Dass sie womöglich wilde Lüste wecken, wenn sie „falsch“ angezogen sind, und dass sie einem Mann ganz, ganz vorsichtig mitteilen müssen, dass sie ihrer eigenen Wege gehen wollen. Sonst dürfen sie nicht jammern, wenn sie überfallen und ermordet werden. Frauen sind leicht „selber schuld“.

Und wieso, bitte, ist Fleischessen männlich?
Fleisch gilt seit altersher als besonders wertvolle Nahrung, die Energie des getöteten Tieres verleiht dem Esser gewissermaßen Energie und Vitalität. Es zeigt, dass es in seiner Macht steht, sich andere Lebewesen einzuverleiben. Dementsprechend ist Fleischessen Männersache, es verleiht Männern auch heute noch Vitalität und bestätigt ihre Rolle als führende Lebewesen. Nie sieht man irgendein Urbild der Männlichkeit, wie James Bond oder John Wayne, Nußnudeln oder ein Marmeladenbrötchen essen, das ist nicht männlich.
Dazu zwei Beispiele: Ein junger Mann liegt erschöpft und missmutig nach seinem langen Arbeitstag in der Badewanne. Erst als seine Frau ihm sagt, dass es zum Abendessen Wurst und
Schinken gibt, wird er munter, springt auf und läuft, nur mit Schaum am Körper, an den Esstisch. Dort beginnt er, unter den erstaunten Blicken eines älteren Paares, mit den Händen die verheißenen Fleischprodukte zu konsumieren. Andere Szene: Älterer gutsituierter Herr sitzt trübsinnig in seinem Fauteuil. Als seine Frau ihm sagt, dass es Schnitzel gibt, springt er vor Freude in die Luft, und beim Essen schaut sie ihm glücklich zu, wie glücklich und vital er wieder ist. Also macht Fleisch müde Männer munter, und Frauen können ihren Männern damit Vitalität verleihen. Und wie der Zufall es will, stehen die Frauen wie im schönsten Rollenklischee auch persönlich in der Küche. Diese vielsagenden Kurzdramen sind im Auftrag der AMA, der österreichischen Fleischwerbung, wochenlang im Fernsehen gelaufen. In Deutschland lassen sich sicher genug ähnliche Beispiele finden.
Wenn also Fleischessen die traditionelle chauvinistische Wertvorstellung unterstützt, dann kann
Vegetarismus ihre Ablehnung bedeuten und einen Widerstand gegen das Patriarchat verkörpern.

Ja, und Fleischessen und Pornographie?
Der fleißigen AMA-Fleischwerbung ist es mit einer anderen Kampagne recht gut gelungen, den
Zusammenhang zwischen Pornographie und Fleischkonsum zu zeigen: Auf einem Plakat hält
eine junge Frau einen panierten Geflügelschenkel in der Hand und verkündet, dass sie auf schöne Schenkel steht. Zugleich starrt sie auf die behaarten Schenkel eines jungen Mannes in knappen Shorts, der neben ihr sitzt. Auch wenn in einer Art Pseudoemanzipation eine Frau die Konsumentin mimt, sind die Elemente wie die traditionellen: Körper werden konsumiert, entweder sexuell oder buchstäblich, es geht nicht um das gesamte Lebewesen, sondern um einzelne Körperteile, es findet kein im entferntesten gleichberechtigter Akt statt, sondern ein einseitiger Konsum, der für das Huhn tödlich, für Menschen abwertend ist.

Aber humorlos sind sie schon, die Feministinnen, wenn sie über deftige Witze und Sexhefte
die Nase rümpfen?
Es kommt halt darauf an, was man lustig findet. In unserer Kultur ist es zutiefst verwurzelt, dass
man Frauenkörper ungeniert anstarren kann, bekleidete und nackte. Darum fällt es auf den ersten Blick gar nicht auf, dass dieses Verhalten zu Kummer und Leid, Verletzten und Toten führt. Wenn gestarrt werden darf, ist auch klar, wer diejenigen sind, die schauen und gustieren und bewerten, und wer angeschaut, bewertet und bedrängt wird. Es führt notwendigerweise dazu, dass die einen denken: „Das meint sie sicher nicht ernst, wenn sie nein sagt!“ und „Ich lass mich doch nicht immer abweisen!“ und „Ich bin ihr wohl nicht gut genug!“, und die anderen auf der Straße angeblödelt werden, sich dauernd in Acht nehmen müssen und trotzdem oft überfallen werden.
Gerade in der Tierrechtsbewegung geht es doch darum, dass man sich nicht aussuchen darf,
welche Lebewesen man respektiert und gut behandelt und welche man ruhig ein bisschen missachten kann. Es kommt auch der politischen Glaubwürdigkeit sehr zugute, wenn man sich an seine eigenen Vorgaben hält.

Was ist denn so schlimm an nackten Anti-Pelz-Models?
Bei dieser Kampagne ging es darum, mit dem bewährten Werbemittel schöne junge nackte Frauen möglichst viele Menschen zu erreichen und gegen das Pelztragen einzunehmen. Die feministische Kritik an dieser Werbestrategie wurde anscheinend als ermüdend empfunden. Wieso eigentlich, wenn man sich’s recht überlegt? Feministinnen verstehen doch etwas vom Nicht-Pelzetragen.
Ich kenne keine einzige engagierte Frau, die eine Pelzjacke hat. Pelz vermittelt im Grunde
genommen ein merkwürdiges Frauenbild. Was soll es denn attraktiv daran sein, mit den Haaren
anderer Lebewesen Flauschigkeit vorzutäuschen? Würden wir das denn gut und anziehend
finden, wenn es vom Leiden zu trennen wäre? Ich bin viel eher dafür, in der Anti-Pelzreklame
alle Gedanken an „sexy“ zu vermeiden. Wir sollten generell kritisieren, wenn Menschen sich mit
fremden Haaren und fremden Federn schmücken. Es scheint mir überhaupt fraglich, ob man
Mitgefühl mit anderen Wesen mit einem so abgeschmackten Werbemittel verkaufen kann, zu
dem jede grindige Vorstadtbar und jeder Gebrauchtwagenhändler greift. Und dabei macht es
keinen Unterschied, wie ästhetisch die Bilder wirken und mit wie viel künstlerischem Geschick
und wie viel Weichzeichner gearbeitet wurde.

Aha, jetzt ist es heraußen, die Feministinnen wollen die Frauen hässlich machen!
Na ja, Schönheit hat bekanntlich ihren Preis, und der hohe gesellschaftliche Druck, attraktiv zu
sein, treibt viele Mädchen und Frauen geradewegs in die Selbstbeschädigung: immer mehr werden magersüchtig, viele lassen sich freiwillig operieren, weil sie mit ihren Körpern unzufrieden gemacht werden. Eine riesige Industrie ernährt sich davon, die Angst zu verbreiten, dass nur junge, fesche Menschen Liebe und Sex erwarten können. Und inzwischen auch einen Arbeitsplatz und ein geregeltes Einkommen.
Ja, tatsächlich, meinetwegen können die Leute bleiben, wie sie sind, groß oder klein, dick
oder dünn, hell oder dunkel, glatt oder runzlig.

Aber immer diese Opferrolle!
Natürlich bringt es nichts, den ganzen Tag eingeschüchtert dazusitzen und zu denken: Ich bin
ein Opfer, ich kann gar nicht anders. Aber das ist ja auch nicht der Punkt. Im herrschenden System, in der Arbeitswelt, in der Sozialversicherung sind strukturelle Schranken eingebaut, die früher oder später fast jede Frau kalt erwischen. Da wäre es doch günstig, bereit zu sein und sich
beraten zu lassen und nicht zu denken, das liegt nur an mir, ich bin eben unfähig, anderen Frauen passiert so was nicht.
Wenn wir gerade stark sind, können wir von unserer Stärke ja denen etwas abgeben, die es
brauchen, die vergewaltigt oder ausgerackert oder eingeschüchtert oder arm sind. Es klingt pathetisch, aber wir haben es anderen Frauen zu verdanken, wenn wir überhaupt studieren oder in die Bibliothek gehen oder demonstrieren können. Diese Frauen haben sich in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten dafür engagiert und für uns lächerlich gemacht und viele persönliche, oft sogar existenzbedrohliche Nachteile deswegen in Kauf genommen.

Frauen sind oft so sentimental!
No, schlecht? Die Rolle, die den Frauen seit Jahrhunderten zugeschrieben wird, als schwächere,
sanftere, gütigere Wesen, erlaubt ihnen auch, Gefühle zu zeigen. Das ist allerdings eine widersprüchliche Sache: einerseits konnten Frauen offen ihr Mitgefühl für leidende Lebewesen und ihre Ablehnung von Gewalt und Tod zeigen, andererseits gelten sie dadurch umso mehr als gefühlsgesteuerte Lebewesen, die eben zu dumm sind, Wirtschaftsrationalität und Fortschrittslogik zu begreifen. Ich persönlich finde, dass eine Rationalität, die Kriege, Imperialismus, Ausbeutung und Quälerei von Mensch und Tier rechtfertigt, wohl einen Fehler im Ansatz haben muss. Ihre „Sentimentalität“ hat auch dazu geführt, dass Frauen sich immer zahlreich im Tierschutz engagiert haben. Wir könnten auch von der vorhandenen Sympathie der Menschen für die Tiere ausgehen und verhindern, dass sie ihnen von der Fleisch-, Pelz- und Tierversuchsindustrie ausgeredet wird.

Die Feministinnen haben an allem etwas zu meckern!
Ja, nicht wahr, ist das nicht toll? Dieser grundsätzlichen Zweifel an der abendländischen Wertehierarchie, diese Abneigung, Lebewesen einzuteilen, macht doch sympathisch. In der traditionellen Hierarchie stehen die weißen Männer ganz oben, dann kommen – je nach Stand der Auseinandersetzungen – die weißen Frauen oder die nichtweißen Männer – und so weiter, und ganz unten vegetieren die nichtmenschlichen Tiere. Diese Hierarchie gilt nicht nur im Großen, sondern auch im Alltag. Oft schlagen oder töten Männer die Tiere im Haushalt, um ihre Frauen und Kinder einzuschüchtern.
Jahrhundertlang haben die Frauen sich abgestrampelt, in dieser Hierarchie hinaufzukommen
und zu zeigen, dass sie ebenso gut schreiben, rechnen und denken können wie die Männer.
Aber auch wenn jemand nicht gut rechnen kann, hat niemand die Berechtigung, ihn auszunutzen
und zu quälen. Das gilt auch für die Tiere: Egal ob sie sprechen können oder uns gefallen
oder nicht, sie haben ein Recht auf Unversehrtheit. Dieses Recht darf nicht vom Platz in der
Hierarchie abhängen.

Und wenn das alles so schlüssig ist, wo sind dann die vielen Frauen in der Tierrechtsbewegung?
Leider funktioniert das in Europa noch nicht so gut. Während in Nordamerika sehr viele Feministinnen sozusagen automatisch Vegetarierinnen sind, haben die Frauen bei uns oft Angst, durch zu viel Nähe zu den Tieren „heruntergezogen“ zu werden. Die vielen chauvinistischen und speziesistischen Vergleiche von Frauen und Tieren, von geiler Katze bis blöde Gans, und die Untermenschendiktion des Faschismus haben Nachwirkungen. Es wird auch von der Tierrechtsbewegung abhängen, wie viele Frauen sich für die Tiere engagieren werden.
Kann die Tierrechtsbewegung auf das mühsam gesammelte Wissen von Frauen über Ausbeutung, wie sie funktioniert, wie sie verteidigt und versteckt wird und wie man sich wehren kann, verzichten? Bisher wurden nichtmenschliche Tiere als die grundsätzlich Anderen ausgegrenzt und rechtlos gelassen. Ist es dann geschickt, wenn wir uns selbst als die ganz Anderen, die nichts mit „normaler Politik“ zu tun haben wollen, verstehen? Wenn wir nicht auf die unterschiedliche Einstellung der Menschen zu den Tieren und ihrer Ausbeutung eingehen, auch wenn sie noch nicht vegetarisch und vegan sind? Es ist doch ein großer Unterschied, ob wir mit einer Rentnerin reden, die mit zwei Katzen aus dem Tierheim lebt, oder mit einem Wurstfabrikanten, mit einem konservativen Theologen oder mit jungen Eltern, die sich um die Ernährung ihrer Kinder sorgen, mit einem frauenfeindlichen Jäger oder einer ökologisch bewussten Yogalehrerin.

[Anm. der Bloginhaberin: Selbstverständlich geht der Vegetarismus nicht weit genug, ich hoffe die Autorin ist mittlerweile auch bei Veganismus angelangt ;)]

Informationen zum Buch
Susanna Harringer
Manche Tiere sind gleicher
Konzepte von Tierschonung, Tierbefreiung, Tierrecht und Tierverteidigung und ihr politischer Anspruch
2. Auflage
170 Seiten, Euro 19,00/sfr 34,50
ISBN 3-900782-30-X
Im westlichen Denken wurden die nichtmenschlichen Lebewesen über die Jahrhunderte soweit abgewertet, dass sie heute als seelenlose Industrieprodukte bedenkenlos „produziert”, „verbraucht” und „entsorgt” werden. In dieser Arbeit wird der sinkende Stellenwert der Tiere von der griechischen Antike bis zu den modernen Gesellschaftstheorien dargestellt, und die schädlichen Folgen, die daraus sowohl Tieren wie Menschen erwachsen. In einer Analyse der historischen Wurzeln der Tierrechtsbewegung - Vegetarismus und der Kampf gegen die Vivisektion – und ihrer Theorien – von Peter Singer, Tom Regan und der Feministin Carol J. Adams – wird das tiefgreifende kritische Potential gezeigt, das in einer Kritik anthropozentristischer, patriarchaler Hierarchien und in den Diskursen der Tierrechtsbewegung liegt.

.oO "Erhalten durch Aufessen" - Leinelammwochen "Genuss für die Region"


~xX([Zeitungsartikel wider den guten Geschmack])Xx~

Es hört sich wie der makabere Witz eines/einer Fleischessers_in an, aber es ist noch viel mehr: Es ist das Motto der aktuellen "Leinelammwochen" rund um Göttingen, wie die Zeitung "Blick" in Ihrer Ausgabe vom 23. September 09 verkündete. "Erhalten durch Aufessen" - Das muss mensch sich mal auf der Zunge zergehen lassen, um im passenden Gargon zu kontern.

Im Artikel wird den Leser_innen der Floh ins Ohr gesetzt, dass der Konsum von Tierleichen der Arterhaltung diene und das somit die gewaltsame Tötung und genussorientierte Einverleibung toter Wesen auch noch etwas gutes an sich hätte. "Natürlich, ohne uns würden sie ja gar nicht erst geboren!", denkt sich der augehungerte omnivore Mensch und beschließt, schnell noch etwas für unsere Tierwelt zu tun: Mit einem Besuch bei einem der Leinelamm-Spezialitäten anbietenden Restaurants in unserer Region. So sieht gelebter Tierschutz wirklich aus!

Weitere geschmacklose Details? Hier klicken.

.oO Keine Versuchsäff_innen für Biomedizinische Forschung mehr (weitergeleitete Nachricht)


~xX([Nepal stoppt Versuchsäff_innen-Export])Xx~



Vor drei Tagen erreichte mich per Freeanimal-Newsletter folgende erfreuliche Botschaft:

"Die nepalesische Regierung hat aufgrund internationalem Druck (über 50 Protestaktionen in 13 Ländern sowie unzähligen E-Mail-Aufrufen) die Ausfuhr von Affen an die Stiftung für Biomedizinische Forschung in den Vereinigten Staaten verboten. Sie hat damit das Unvermeidliche akzeptiert und beschlossen, in dem die Zuchtbetriebe geschlossen und die Affen freigelassen werden. Fast 400 Affen, sind seit Anfang September 2009 nun wieder dort, wo sie hingehören - in der freien Wildbahn.

Hintergrund:

Im Jahr 2004 wurden die Affen ihrem natürlichen Lebensraum entrissen. Einige von ihnen stammen von heiligen Tempeln. Rhesusaffen sind in der Anlage 2 des CITES-Übereinkommens aufgeführt. CITES hat den Export von Wildtieren in dieser Liste verboten. Die Stiftung für biomedizinische Forschung aus den Vereinigten Staaten beabsichtigte, durch den Import dieser Affen ihre Zuchtbestände aufzufrischen.

Am Obersten Gerichtshof kam man nach einer Anhörung von Minister Bohara zu dem Entschluss, dass der Export illegal sei und nicht mit dem Interesse des nepalesischen Volkes zu vereinbaren sei. Affen gelten in Nepal als heilig.

Der wichtigste Faktor in der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs war das Image Nepals in Bezug auf einen sehr bedeutenden Wirtschaftszweig - den Tourismus. Der Imageverlust dieses Reiseziels konnte durch zahlreiche Demonstrationen auf Touristikmessen und bei Reiseveranstaltern nicht mehr ignoriert werden.

Fazit:

Besonderem Dank gilt Minister Bohara. Durch Mitgefühl und Aufklärung hat er den wahren Geist des nepalesischen Volkes vertreten.

Dieser Sieg in Nepal ist ein erstaunlicher Schlag gegen die globale Primatenforschungs-Branche. Laut Aussage eines amerikanischen Forschers, besteht nun ein eklatanter Mangel an frischer DNA. Der „Vorrat“ an den „Forschungsobjekten“ sei nun lediglich durch gefährliche Inzucht zu realisieren.

Wenn die aktuellen Ausfuhrverbote von Indien, Bangladesch und Nepal beständig bleiben, verschwindet die kostbare indische Gattung der Rhesus-Affen zukünftig ganz aus den Tierversuchslaboren."

.oO Das Prinzip der Gleichheit und Antispeziesismus (Zusammenfassung)


~xX([DAS PRINZIP DER GLEICHHEIT UND ANTISPEZIESISMUS])Xx~


NOBODY IS EQUAL UNTIL EVERYBODY IS EQUAL
(Keine_r ist gleichberechtigt bis alle gleichberechtigt sind)

NOONE IS FREE UNTIL ALL ARE FREE
(Keine_r ist frei bis alle frei sind)

Das Prinzip der Gleichheit besagt, dass gleiche bzw. ähnliche Interessen auch gleiche Berücksichtigung verdienen.

Jeremy Bentham formulierte Gleichheit durch die Formel "Jeder zählt als einer und keiner mehr als einer". D.h. die Interessen jedes Wesens, das durch eine Handlung betroffen wird, müssen gleichermaßen berücksichtigt und gewichtet werden - also unabhängig davon, wie diese anderweitig beschaffen sind oder welche sonstigen Fähigkeiten sie besitzen.

James Rachels bringt die Ungleichseite des Gleichheitsprinzips wie folgt auf den
Punkt: Die Ungleichbehandlung von zwei Individuen ist dann legitim, wenn es zwischen diesen einen relevanten Unterschied gibt. Und ob ein Unterschied relevant ist, hängt von der Art der ins Auge gefassten Behandlung ab.
Gebährfähigkeit ist ein relevantes Merkmal für ein Recht auf Schwangerschaftsurlaub. Rationalität und Autonomie sind z.B. relevante Merkmale für Wahlrecht und Deliktsfähigkeit. Es kann kein Unrecht darin liegen, Kleinkindern oder Schweinen ein Wahlrecht abzusprechen und es wäre ein Unrecht, sie zu strafmündigen Personen zu erklären für unerlaubte Handlungen verantwortlich zu machen. Doch für die Frage, welche Wesen man foltern oder töten darf, sind diese Kriterien nicht (primär) relevant.
Für die Verletzung des Prinzips der Gleichheit auf Basis der Artzugehörigkeit prägte
Richard Ryder 1970 den Begriff des Speziesismus.
Diskriminierungen sind also Ungleichbehandlungen auf Basis irrelevanter oder willkürlicher Merkmale. Im letzten Fall machen die Begründungen einen falschen Gebrauch von der Rolle, welche diese Merkmale im moralischen Denken spielen.

~xX([Der Mensch ist ein Tier])Xx~

Viele heben den Menschen von allen Tieren als etwas Außergewöhnliches, Besonderes und Unvergleichliches heraus, ohne dabei zu verstehen, dass er nur eines unter vielen ist. Jede Art ist auf ihre Weise besonders und einzigartig und nicht alle Individuen einer Art erfüllen alle allgemeinen Kriterien, die mensch ihnen gerne zuschreibt.

Die scheinbar einzigartige Qualität menschlicher Fähigkeiten beruht, nach
Darwin, vielmehr auf einer Unterschätzung der Reichtums des Lebens anderer Tiere.
Das betrifft zum einen ihr Gefühlsleben und auch wenn der homo sapiens bezüglich
geistiger Fähigkeiten alle anderen Tier übertrifft, so ist dies doch nur ein Unterschied
des Grades und kein kategorialer.
Zitat Darwin: „Fortwährend kann man beobachten, dass Tiere zaudern, überlegen
und sich dann entschließen. Es ist bezeichnend, daß Naturforscher bei längerer
Vertiefung in die Gewohnheiten eines bestimmten Tieres immer mehr Verstand und
immer weniger ungelernte Instinkte zu erkennen glauben.“

Exemplarisch für das moderne Bild der Wissenschaft verweise ich auf National
Geographic vom März 2008: Papageien, die ihre Gedanken auf Englisch artikulieren
und rechnen, Rabenvögel, die vorausschauend planen und sich erinnern, Krähen, die
neuartige Werkzeuge basteln. Zitat: „Intelligenz ist nicht für Primaten oder Säugetiere reserviert. Wir sind nicht die Einzigen, die erfinden und planen. Oder andere austricksen und anlügen.“ Doch um einen Anderen täuschen zu können, muss man ihm Absichten unterstellen können, sein Verhalten vorhersehen können und die
Wirkung, die von einem selbst ausgeht, gezielt einsetzen. Das impliziert aber auch das
Wissen um das Vorhandensein seiner selbst, das Bewusstsein, selbst zu sein. Diese
Fähigkeit ist bisher bei Menschenaffen und Rabenvögeln beobachtet worden.
Der Mensch als ein der Evolution unterworfenes, also veränderliches Wesen, passt
auch nicht mehr zur These einer Schöpfung in einem Akt und zerstört mithin die
These der Gottesebenbildlichkeit.

Gibt es aber keine kategorischen Unterschiede in relevanten Eigenschaften zwischen Menschen und anderen Tieren, dann gibt es auch keine moralischen Prinzipien, die nur für Menschen Gültigkeit beanspruchen können.

(Zitate entnommen aus dem Referat "Würde": http://www.veganismus.com/wuerde.pdf )

.oO Tag der Offenen Stalltür am 04.10.09 (Protestaufruf)

~xX([Tag der Offenen Stalltür 4.10.09])Xx~

Leider wird das Thema Reiten viel zu selten in der TR-Bewegung aufgegriffen. Mir ist sogar bekannt, dass Reiter_innen in selbsternannten "Tierrechts- bzw. Antispegruppen" geduldet werden. Jedenfalls, für die, denen die Ausbeutung der Tiere durch Zucht und Reitsport nicht egal ist, denen möchte ich den "1. Tag der Offenen Stalltür" am 4. Oktober 2009 ans Herz legen. Überall in Deutschland öffnen knapp 1000 (!) Pferde(ausbeutungs)betriebe ihre Scheunentore und laden zu (Pferde-?)bratwurst und Rasseschau. Ob sich bei Euch in der Nähe auch ein Betrieb beteiligt, könnt Ihr hier einsehen. Rechts auf dieser Seite sind die Betriebe nach PLZ geordnet.

Beschwert Euch, startet Proteste, boykottiert, macht Straßentheater vor dem Hof, befreit die Pferde eine Nacht vorher... Lasst Euch was einfallen, der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt

TIERE SIND KEINE SPORTGERÄTE
REITEN IST TIERQUÄLEREI

ARTGERECHT IST NUR DIE FREIHEIT

.oO Impressionen vom Infostand

~xX([Impressionen vom Infostand])Xx~

Da steht er nun, V. Wie selbstverständlich marschierte er vor ein paar Sekunden zu unserem Infostand und ließ nach kurzer Zeit sein Käse-irgendwas-Baguette beiläufig in der Jackentasche verschwinden. Selbstsicher grienend wie immer. H. neben mir beginnt sofort freudig mit ihm zu plauschen. Da wir uns gerade über den Tierschutzstand ein paar Meter neben uns ärgerten, fragt sie ihn sogleich, wofür er is(s)t: Käfige oder Freiheit? Mit der Erinnerung an seine letzte noch nicht ganz verputzte Speise, war mir die Antwort auch schon ohne dass er den Mund öffnet klar. Aber er antwortete natürlich nicht so frei von der Leber weg. Er druckste eher und wollte sich zu nichts von beidem bekennen. Er ist ja politisch, aber nicht so. Also, nicht in dieser Hinsicht. Es mag eine interessante Disziplin sein, wie Menschen sich anderen Wesen gegenüber zu verhalten haben, aber es sei eben nicht seine Disziplin. Er hätte aber - gab er gönnerisch zu - Verständnis, dass andere da andere Prioritäten setzten und eben z.B. kein Tierblut an ihren Händen möchten. Wie gütig, dachte ich grollend. Im weiteren Verlauf des Gesprächs mit H. hatte V. natürlich noch allerhand andere wichtige Argumente zur Selbstverteidigung vorzubringen. Ein komplett ausbeutungsfreies Leben sei eben nicht möglich, also wenn wir schon Elektronik aus schändlichen Arbeitsbedingungen erkaufen, warum nicht auch zerlegte Schweineteile. Aber natürlich ist er da nicht ganz so wie die anderen. Allein aus ökologischen Gründen dürften wir Menschen ja kein Fleisch mehr essen und er isst immerhin sehr wenig, was auch immer das heißt, fügte ich insgeheim hinzu. Jedenfalls möchte er sich aber auch nicht zu einer vegetarischen (geschweige denn veganen, das ist zu radikal!) Lebenweise durchringen, das ist zuviel Aufwand. Er habe eben andere Prioritäten und is(s)t in diesem Punkt sehr liberal. Hach, wie groß sich all die Tierausbeuter_innen doch immer "liberal" auf die Fahne schreiben. Und natürlich "tolerant". Sie erlauben uns, keine tierlichen Produkte zu essen. Das soll ja jeder Menschen machen, wie er_sie möchte. Hm, aber meinte er nicht, er sei politisch? Das Gute ist ja, dass mensch auch als "politisch interessiert" sich nicht mit Tierausbeutung befassen muss, wenn Tierausbeutung einfach auf die persönliche Ebene abgewälzt wird. Es ist eben jedes Menschen private Entscheidung, ob er_sie nun Tiere quälen möchte oder nicht. Wir leben doch nicht mehr in totalitären Systemen! Klaut den Leuten doch bitte nicht die Butter vom Brot, und die Wurst noch dazu, das ist intolerant und vor allem ist es nicht liberal. Wenn wir uns schon nicht um Tierrechte scheren, dann doch wenigstens um Menschenrechte.
Und das Recht auf Wurstbrot ist unantastbar.

(Mein Einwand, dass auch vegan lebende Menschen für Menschenrechte aktiv sein können, es also kein Widerspruch ist, sich für andere Tiere und auch den Menschen selbst zu engagieren, stieß zwar grundsätzlich auf Zustimmung, wurde jedoch mit dem Verweis auf die Radikalität des Veganlebens abgewiesen. Nun ja, ich weiß schon, dass es für viele eine fast unüberwindbare Mühe ist, sich vegan belegte Brote für unterwegs mitzunehmen, anstatt tierquälerische Baguettes beim Imbiss zu kaufen und dreister Weise an Tierrechtsständen zu mümmeln...)

.oO "Schwein müsste man sein"? (Kommentar)


~xX(["Schwein müsste man sein"...?])Xx~

"21 Mitarbeiter[_innen] kümmern sich um Tierwohl und Wurstqualität, sechs davon auf dem Bio-Hof, 15 in der Bio-Metzgerei."

Was meint ihr? Sollten wir den gleichnamigen Titel aus dem aktuellen Alnatura Magazin (September 2009) als einen misslungenen Versuch von schwarzem Humor auffassen? Oder können wir allen Ernstes davon ausgehen, dass die Menschen des italienischen Öko-Hofes Il Mazzocchino besonders große Lust hätten, mit ihren schweinischen Sklav_innen die Rollen zu tauschen? Selbst der Photograf Marc Doradzillo, der die Reportage begleitete, fasst die Eindrücke wie folgt in Worte: "In meinem nächstem Leben will ich Schwein sein, und zwar hier."
Dann kann ich ihm jetzt schon verraten, dass das ein recht kurzes Leben werden wird. Während der Schweine(sklav_innen)halter Paolo Zaccardi noch damit protzt, dass die Ferkelchen geschlagene 60 statt vorgeschriebener 40 Tage bei der Mutter bleiben dürfen und dann noch 2 - 3 Wochen in der Nähe des Gatters der Mutter eine "sanfte" Entwöhnung erleben können, stellen sich aufmerksame Leser_innen wohl grundsätzlich die Frage, wie lange die Tiere denn dann noch rumrennen dürfen, bis sie durch die Fleischeslust der Menschen von der flitzenden zur hängenden Salami zerschnetzelt werden. Dieses Rätsel wird natürlich nicht gelüftet, denn wer würde schon wirklich Schwein sein wollen, wenn die Idylle kaum ein Jahr anhielte?
Auch sexistische Inhalte kommen bei dem Artikel natürlich nicht zu kurz: es ist von stämmigen Ebern, die ihr Werk verrichten die Rede und von umsorgenden Schweinemüttern, die mit ihren Kindern in eine kleine Holzhütte ziehen, nachdem der Eber von ihnen runter ist. Eine Bildertriologie von essenden, im Schlamm wühlenden Schweinen wird garniert mit dem Photo einer Mitarbeiterin, die an einer armlangen phallischen Salami schnuppert.
Da läuft uns allen doch das Wasser im Munde zusammen, oder nicht?
Mir ist außerdem aufgefallen, dass dieser einzigartige Bericht sehr darauf abzielt, den Leuten die Idee vom "glücklichen Schwein" näher zu bringen. Dass es auf so ziemlich keinem Biohof so aussieht und auch nicht bei den allseits gelobten Demeterhöfen, wird natürlich nicht erwähnt. Alle Menschen sollen beim Genuss von Schweineschnitzel und Co. doch bitte an die 800 Il Mazzocchino-Schweine denken und nicht etwa an DAS oder DAS, alles nur im Sinne eines guten Gewissens. Da lacht das heuchlerische Herz.

Eigentlich möchte ich zu dieser widerwärtigen Sache gar kein Wort mehr verlieren, wer könnte übersehen, wie gehässig hier Gewalt gegen Tiere verschleiert, umgedichtet, verharmlost wird? Nur eines möchte ich dem Photographen mit der peotischen Ader noch auf den Weg geben: Ob er immer noch zu seinem Wort steht, wenn ihm der Metzger das Messer in der Kehle sticht?


Mehr über den Ökoleichengewinn vor Ort:
www.ilmazzocchino.com