.oO "Schwein müsste man sein"? (Kommentar)


~xX(["Schwein müsste man sein"...?])Xx~

"21 Mitarbeiter[_innen] kümmern sich um Tierwohl und Wurstqualität, sechs davon auf dem Bio-Hof, 15 in der Bio-Metzgerei."

Was meint ihr? Sollten wir den gleichnamigen Titel aus dem aktuellen Alnatura Magazin (September 2009) als einen misslungenen Versuch von schwarzem Humor auffassen? Oder können wir allen Ernstes davon ausgehen, dass die Menschen des italienischen Öko-Hofes Il Mazzocchino besonders große Lust hätten, mit ihren schweinischen Sklav_innen die Rollen zu tauschen? Selbst der Photograf Marc Doradzillo, der die Reportage begleitete, fasst die Eindrücke wie folgt in Worte: "In meinem nächstem Leben will ich Schwein sein, und zwar hier."
Dann kann ich ihm jetzt schon verraten, dass das ein recht kurzes Leben werden wird. Während der Schweine(sklav_innen)halter Paolo Zaccardi noch damit protzt, dass die Ferkelchen geschlagene 60 statt vorgeschriebener 40 Tage bei der Mutter bleiben dürfen und dann noch 2 - 3 Wochen in der Nähe des Gatters der Mutter eine "sanfte" Entwöhnung erleben können, stellen sich aufmerksame Leser_innen wohl grundsätzlich die Frage, wie lange die Tiere denn dann noch rumrennen dürfen, bis sie durch die Fleischeslust der Menschen von der flitzenden zur hängenden Salami zerschnetzelt werden. Dieses Rätsel wird natürlich nicht gelüftet, denn wer würde schon wirklich Schwein sein wollen, wenn die Idylle kaum ein Jahr anhielte?
Auch sexistische Inhalte kommen bei dem Artikel natürlich nicht zu kurz: es ist von stämmigen Ebern, die ihr Werk verrichten die Rede und von umsorgenden Schweinemüttern, die mit ihren Kindern in eine kleine Holzhütte ziehen, nachdem der Eber von ihnen runter ist. Eine Bildertriologie von essenden, im Schlamm wühlenden Schweinen wird garniert mit dem Photo einer Mitarbeiterin, die an einer armlangen phallischen Salami schnuppert.
Da läuft uns allen doch das Wasser im Munde zusammen, oder nicht?
Mir ist außerdem aufgefallen, dass dieser einzigartige Bericht sehr darauf abzielt, den Leuten die Idee vom "glücklichen Schwein" näher zu bringen. Dass es auf so ziemlich keinem Biohof so aussieht und auch nicht bei den allseits gelobten Demeterhöfen, wird natürlich nicht erwähnt. Alle Menschen sollen beim Genuss von Schweineschnitzel und Co. doch bitte an die 800 Il Mazzocchino-Schweine denken und nicht etwa an DAS oder DAS, alles nur im Sinne eines guten Gewissens. Da lacht das heuchlerische Herz.

Eigentlich möchte ich zu dieser widerwärtigen Sache gar kein Wort mehr verlieren, wer könnte übersehen, wie gehässig hier Gewalt gegen Tiere verschleiert, umgedichtet, verharmlost wird? Nur eines möchte ich dem Photographen mit der peotischen Ader noch auf den Weg geben: Ob er immer noch zu seinem Wort steht, wenn ihm der Metzger das Messer in der Kehle sticht?


Mehr über den Ökoleichengewinn vor Ort:
www.ilmazzocchino.com

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