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.oO How else do you think they make glue? (Liedtext von Anarchoi)

Liedtext "How else do you think they make glue?"

100 billion dead a year, 8.3 billion dead a month, what am I talking about
I'm talking about the mindless murder of creatures who we take advantage of.
Take advantage of with no thought, or any conscience even present.
Creatures who feel, creatures who love, creatures who walk and who talk

Animals just like you and I. after all were animals too never forget that
The only difference is that we don't kill in defense, we kill for pleasure
We kill for our own self centeredness, for our own supposed benefit
How can one singular life can compare to the lives of 100 billion others

Children are taught that it is completely humane to kill for no reason
Look to your schools when a child kills another and has no recognition
The place of education tells our children that it's ok to vivisect and murder
One of the most despicable acts and it's a state endorsed education program

The CSIRO a government body use animals to test experimental drugs for humyns.
If they are so concerned then why don't they use humyns for their tests?
Oh but that's inhumane you say, we can't test on humyns that's insane.
But you're quite happy to see them kill primates to help you quit smoking

V-v-v-v-v-v-v-v vivisection, d-d-d-d-d-d-d-d dissection
So concerned with the humyn condition, it's a clear cut moral decision


Übersetzung

100 Milliarden Tote im Jahr, 8,3 Milliarden Tote im Monat, wovon rede ich?
Ich rede vom gedankenlosen Mord an Wesen, aus dem wir unsere Vorteile ziehen.
Vorteile ziehen wollen und keine Bedenken, sogar kein Bewusstsein ist präsent.
Wesen, die fühlen, Wesen, die lieben, Wesen, die leben und kommunizieren

Andere Tiere sind genau wie Du und ich. Nach allem, was Tiere auch tun, vergiss nicht,
dass der einzige Unterschied der ist, dass wir nicht zur Selbstverteidigung töten, wir töten aus Lust
Wir töten für unsere eigene Selbstbezogenheit, für unseren eigenen Nutzen,
Wie kann ein einziges Leben mit den Leben von 100 Milliarden mithalten

Kindern wird gelehrt, dass es total human ist, grundlos zu töten
Schau Dir die Schulen an, wo ein Kind ein anderes getötet hat und keine Regung zeigt
Dieser Ort der Bildung erzählt unseren Kindern, dass es ok ist, Vivisektionen durchzuführen und zu morden
Das zeugt einfach nur von Erbärmlichkeit und es ist ein staatlich bestätigtes Schulprogramm

Die Regierungsorganisation CSIRO benutzt Tiere um Drogen für Menschen zu testen
Wenn Menschen betroffen sind, warum benutzen sie dann nicht Menschen für ihre Tests?
Oh, aber das ist inhuman, sagst Du, wir können doch nicht an Menschen experimentieren, das ist wahnsinnig.
Aber andererseits bist Du verdammt glücklich, zuzusehen, wie die Primat_innen töten, um Dir zu helfen mit dem Rauchen aufzuhören

Vivisektion, Zergliederung
Betroffen sind menschliche Bedingungen, ein klarer Schnitt für moralische Entscheidung


.oO Ausreden der FleischesserInnen (teilweise auch VegetarerInnen) und ihre Wiederlegung


~xX([Ausreden der FleischesserInnen und ihre Wiederlegung])Xx~



Ich habe das Tier ja nicht getötet

Menschen, die Fleisch kaufen oder aus Tieren hergestellte Produkte verwenden (z.B. Leder), sind dafür verantwortlich, daß allein in Großbritannien jährlich 700 Millionen Tiere getötet werden. Das Töten wird in ihrem Auftrag vollzogen und mit ihrem Geld finanziert. Sie sind zwangsläufig mitschuldig.


Die Tiere werden human getötet

In Großbritannien hat das regierungseigene Aufsichtskomitee, »Farm Animal Welfare Council« (FAWC), im Jahresbericht von 1984 festgestellt, daß das Wohlergehen der Tiere in britischen Schlachthöfen »geringe Priorität« genießt. Kritisiert wurden u.a. die »besorgniserregende Ignoranz« der Angestellten, sowie die anhaltende und unnötige Verwendung elektrischer Stachelstöcke, um die Tiere zu treiben. Es wurde als »sehr wahrscheinlich« angenommen, daß die Betäubungsmethoden vor dem Töten nicht ausreichen, um die Tiere schmerzunempfindlich zu machen. Insgesamt wurden 117 Verbesserungsvorschläge gemacht, von denen bis jetzt nur wenige umgesetzt wurden.

Doch die Schlachtbedingungen sind nicht der springende Punkt. Töten ist Unrecht und wird immer Unrecht bleiben - egal wie »human« es auch durchgeführt wird. Würden wir jemals einen Kindermörder von seiner Schuld freisprechen, weil er seine Opfer »human« getötet hat?


Die Tiere werden dafür gezüchtet

Tiere, die für unsere Nahrungsbedürfnisse gezüchtet werden, sind genauso leidensfähig wie ihre freilebenden Artgenossen. Es ist ihr Leiden, um das es geht.


Tiere sind dazu da, genutzt zu werden

Die Tiere sollten für den Menschen nicht Mittel zum Zweck sein. Sie sind unabhängige, freidenkende Individuen mit eigenen Bedürfnissen und Wünschen. Es besteht keine Notwendigkeit, sie so leiden zu lassen und sie zu töten - daher haben wir auch kein Recht dazu.


'''Gäbe es die fleischverarbeitende Industrie nicht, wären die Tiere gar nicht auf der Welt'''

Diese Tiere werden in ein kurzes, miserables und leidvolles Leben hineingeboren, das mit einem gewaltsamen Tod endet. Für sie wäre es ohne Zweifel besser, nie gelebt zu haben. Was würdest Du vorziehen?


Die Tiere kennen es ja nicht anders

Das Leid der Tiere wird nicht dadurch gelindert, daß sie keinen Vergleich haben. Ihre existenziellen Bedürfnisse bleiben immer bestehen. Die Frustration dieser Bedürfnisse macht einen großen Teil ihres Leidens aus. Es gibt so viele Beispiele: Die Milchkuh, die niemals ihr eigenes Kalb aufziehen darf; die »Batteriehenne«, die weder umherlaufen, noch jemals ihre Flügel ausbreiten kann; das Schwein, das niemals ein Nest bauen oder auf dem Waldboden nach Futter wühlen kann, etc. Wir nehmen den Tieren ihr Grundrecht - das Recht zu leben.


Irgendwann und irgendwie müssen die Tiere ja sowieso sterben

Auch Menschen müssen irgendwann einmal sterben, was uns aber nicht das Recht gibt, jemanden umzubringen (..., aufzuessen und aus seinen Knochen z.B. Seife herzustellen).


Veganismus und Vegetarismus sind in unserer Gesellschaft schwer praktizierbar

Obwohl der Vegetarismus mittlerweile mehr oder weniger akzeptiert ist, wird der Veganismus noch von vielen Menschen mit Argwohn betrachtet. Das wird sich nur ändern, wenn sich auch der Veganismus weiter etabliert. Anstatt also das o.g. Argument als Rechtfertigung für die eigene Selbstgefälligkeit zu benutzen, sollten wir es vielmehr zum Anlaß nehmen, diese Entwicklung nach Kräften zu unterstützen.

Die Prioritäten sind klar: Kein Tier sollte leiden oder sterben, um uns soziale Unbequemlichkeiten zu ersparen - Leben ist zu wertvoll.


Aus Tieren hergestellte Produkte steigern unsere Lebensqualität

Es ist verwerflich, aus reiner Vergnügungssucht das Leiden und Sterben anderer Lebewesen zu verursachen. Dies entspricht allgemeinem moralischem Empfinden, das die meisten Menschen auf unserer Erde teilen.

Mit unserem grenzenlosen Genie werden wir auch andere Wege finden, um unsere »Bedürfnisse« zu befriedigen.


Wenn nur ich mich vegan / vegetarisch ernähre, würde das auch nichts ändern

Der Durchschnittsbrite ißt im Laufe seines Lebens 36 Schweine, 36 Schafe, 8 Rinder und 550 Vögel auf.

Verglichen mit dem Gesamtausmaß der Fleischindustrie fällt dies kaum ins Gewicht. Aber der Vegetarismus befindet sich im Aufwärtstrend. Ich selber wurde durch andere Menschen angeregt, Vegetarier und später dann Veganer zu werden. Andere Menschen folgten meinem und wieder andere dann deren Beispiel. Wir können alle etwas bewirken, weil wir nicht allein sind.

Wenn sich die Zahl der vegan oder vegetarisch lebenden Menschen in Großbritannien nur verdoppeln würde, könnte dies 60 Millionen Leben retten.


Die tierverarbeitende Industrie ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor

Wir können eine Verfahrensweise nicht rechtfertigen oder verteidigen, weil sie gewinnbringend ist. Schließlich geschehen die meisten Verbrechen aus profitorientierten Motiven.

Wir sollten uns nicht fragen, wieviel uns das Leben eines Tieres wert ist, sondern was es dem Tier bedeutet: für das Tier ist sein Leben alles!


Die Tiere haben sich den Haltungsbedingungen angepaßt

Die Tiere sind gezwungen, sich anzupassen, um der ihnen abgeforderten Steigerung ihrer Produktivität gerecht zu werden. Hierbei wird ihre körperliche Leistungsfähigkeit allzu häufig überstrapaziert.

Ein typisches Beispiel dafür ist die Milchkuh, die als Konsequenz einer zehnfach höheren Milchproduktion zu lahmen beginnt (siehe Frage 12 im Bereich Milch), oder die Masthähnchen, von denen 6% an körperlicher Überanstrengung sterben, weil sie ihr Gewicht innerhalb von sieben Wochen um das 50 bis 60fache steigern müssen. Diese erzwungene Anpassung verstärkt einzig und allein das Leiden der Tiere.


Vegane / vegetarische Ernährung ist zu teuer

Tierprodukte, insbesondere Fleisch und Käse, sind die teuersten Nahrungsmittel überhaupt. Je mehr wir diese Produkte durch preiswerteres (und gesünderes) Obst und Gemüse ersetzen, desto mehr Geld sparen wir.

(Quelle: http://www.veganissimo.vegan.de/band2/bereiche/entschuldigungen.shtml)

.oO Jenny Wicke: Worte eines Schnittlauchkriegers (Textauszug))


~xX([Jenny Wicke: Worte eines Schnittlauchkriegers])Xx~


Eines, worüber vielleicht die wenigsten Menschen nachdenken, ist die Geisteshaltung und -stärke eines Veganers. Oft höre ich nur, wieviel Mitleid doch auch die arme Gurke verdient oder dass das Schwein doch eh sterben müsste. Andere gestehen auch, dass sie niemals ohne dies oder ohne das leben könnten. Deshalb ergibt sich für mich folgende Überlegung: Wenn man dazu fähig ist, sich ethische Grundsätze zu schaffen, die so solide sind, dass sie nicht an den Gelüsten und Vorlieben zugrunde gehen, dass sie nicht an Indifferenzen mit gegensätzlichen Meinungen zersplittern, kann man sich auf der Entwicklungstreppe des Gewissens eine Stufe weiter sehen. Alle, die diesen Weg gehen und noch gehen werden, haben gelernt, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Vielleicht mögen sie für manche Gestalten aus einer anderen Welt sein und als Schnittlauchkrieger um das Salzfass tanzen, aber, ihr grünen Stengel, fragt euch auf der anderen Seite: Wie weit denkt dieser Mensch?

Er lebt ohne zu leben. Oft sagt man zu mir, ich würde so gut wie alle schönen Seiten des Lebens verpassen. Wenn ihr das so seht, tanzt ihr euren Tanz mit Sonnenbrille und verschlossenen Augen.

Wie weit denkt er? Unsere Nahrung ist die Grundlage unserer Existenz. Um so näher man sich mit dieser Ebene befasst, um so mehr erfährt man aber sich selbst und alles andere.

( http://antispe.de/txt/schnittlauch.html )

.oO Leonard Nelson: Das Recht der Tiere (Textauszug)


~xX([Leonard Nelson: Das Recht der Tiere])Xx~


Ich behaupte, daß es ein Recht der Tiere gibt, nicht von den Menschen zu beliebigen Zwecken mißbraucht zu werden. Dies ist etwas sehr anderes als ein Recht der Menschen, nicht durch das Ärgernis der Tierquälerei verletzt zu werden. Wem dies nicht einleuchtet, oder wem die damit erhobene Forderung zu weitgehend erscheint, der braucht sich nur die Frage vorzulegen, ob er für sich selbst damit einverstanden sein würde, von einem ihm an Macht überlegenen Wesen nach dessen Belieben mißbraucht zu werden.

Man darf daher diese Forderung auch nicht etwa als einen Ausfluß bloßer Sentimentalität ansehen. Denn sie verlangt nur die Erfüllung einer Pflicht, nicht aber mutet sie uns einen Akt des Wohlwollens zu. Wenigstens wird man so lange hier nicht von übertriebener Sentimentalität sprechen dürfen, als man sich noch die Sentimentalität gestattet, nicht selber durch den bloßen Anblick der Tierquälerei gequält werden zu wollen, durch einen Anblick, der doch wohl im allgemeinen eine weit geringere Qual bedeutet als die dem gequälten Tier selbst zugefügte. Wer auch nur die Möglichkeit zugesteht, durch den Anblick von Tierquälerei selbst gequält zu werden, der gesteht damit zu, daß auch die Tiere den Schmerz empfinden. Und er beweist damit zugleich, daß er in die dem Tiere zugefügten Leiden seinerseits nicht einwilligen würde.

Wer daher die Forderungen der strengen Durchführung eines gesetzlichen Rechtsschutzes der Tiere als einen Ausfluß sentimentaler Schwäche verwirft, der dürfte wenigstens auch nicht so sentimental sein, daran Anstoß zu nehmen, wenn sonst wehrlose Wesen, etwa seine eigenen Kinder, von anderen zu beliebigem Genuß mißbraucht werden. Ja zu allererst müßte er, um der Konsequenz willen, für seine eigene Person auf allen und jeden gesetzlichen Rechtsschutz zu verzichten bereit sein. Er müßte sich denn zu der Behauptung versteigen, daß die bloße größere Macht, sich selbst gegen Mißhandlungen zu schützen, einen größeren Anspruch auf staatlichen Schutz begründe.

Es ist der untrüglichste Maßstab für die Rechtlichkeit des Geistes einer Gesellschaft, wie weit sie die Rechte der Tiere anerkennt. Denn während die Menschen sich nötigenfalls, wo sie als einzelne zu schwach sind, um ihre Rechte wahrzunehmen, durch Koalition, vermittelst der Sprache, zu allmählicher Erzwingung ihrer Rechte zusammenschließen können, ist die Möglichkeit solcher Selbsthilfe den Tieren versagt, und es bleibt daher allein der Gerechtigkeit der Menschen überlassen, wie weit diese von sich aus die Rechte der Tiere achten wollen.

(Quelle: Leonard Nelson, "Das Recht der Tiere", aus: "System der philosophischen Rechtslehre und Politik", 1924
URL: http://antispe.de/txt/nelson.html )

.oO Tom Regan: Subjekt-eines-Lebens als inhärenter Wert (Textauszug)


~xX([Tom Regan – Subjekt-eines-Lebens als inhärenter Wert])Xx~


Regan betrachtet Wesen mit komplexem Seelenleben, dazu zählt er Fähigkeiten wie Wahrnehmungen, Wünsche, Ziele, Gedächtnis, Annahmen und ein Gefühl psychophysischer Identität. Mindestens solche Wesen haben biologische, psychologische und soziale Interessen, die im Laufe des Lebens mehr oder weniger realisiert werden können. Regan spricht hier von Wohlergehen. Sie haben zudem Präferenzen, welche sie selbst verfolgen wollen und sie werden frustriert, wenn ihnen diese Möglichkeit genommen wird. In diesem Sinne führen sie ein eigenes Leben und besitzen Autonomie. Die so charakterisierten Wesen nennt Regan „Subjekte eines
Lebens“. Diesen kann man auf zwei Arten schaden: man kann ihnen etwas antun oder etwas vorenthalten. Letzteres muss weder schmerzhaft noch den Opfern durch Vergleichsmöglichkeiten und Vorstellungsvermögen immer bewusst sein. Z.B. wenn eine junge, kluge Frau mittels schmerzloser Injektion in eine zufriedene Schwachsinnige verwandelt oder getötet wird.
Moralische Akteure („moral agents“) sind nun solche Individuen, die aufgrund ihrer psychischen Fähigkeiten auch moralisch urteilen und handeln können, also Verantwortungsbewusstsein haben. Das sind gesunde, erwachsene Menschen. Die übrigen nennt er Moralisch-Betroffene („moral patients“), das sind z.B. Kleinkinder, geistig Behinderte und viele Tiere. Hätten wir diesen Wesen gegenüber keine direkten Pflichten, hieße das, dass es gleichgültig wäre, wie unser Handeln diese Individuen selbst betrifft, entscheidend wäre nur, ob andere Akteure betroffen sind. Da aber auch Moralisch-Betroffene ein Wohlergehen haben und auf gleiche Weise geschädigt werden können wie Akteure, gibt es keine Rechtfertigung, diese Schäden moralisch anders zu berücksichtigen. Die erstmals von Leonard Nelson eingeführte Trennung von Rechtssubjekt und Pflichtsubjekt ist im abendländischen Denken revolutionär, wird jedoch bei der selbstverständlichen Unterscheidung zwischen Rechtsfähigkeit und Deliktsfähigkeit implizit vorausgesetzt. Für ein Pflichtsubjekt (Akteur) gelten weit
höhere qualifizierende Anforderungen als für ein Rechtssubjekt (Betroffener), nicht jedes Rechtssubjekt ist daher auch Pflichtsubjekt.
Regan entwickelt sein Konzept in einer Auseinandersetzung zwischen fundamentalen, wohlreflektierten moralischen Intuitionen* und anderen ethischen Theorien. Die bloße Maximierung der Interessen aller Betroffenen, wie sie im Utilitarismus propagiert wird,kann leicht auf Kosten einzelner gehen und damit zu individuellen Ungerechtigkeiten führen. Insbesondere kann dieser nichts gegen heimliche Tötungen einwenden. Daher wendet Regan den Blick von den Erlebnissen auf die Individuen selbst, welchen er einen eigenständigen, inhärenten Wert zuschreibt. Dieser ist unabhängig von Erlebnissen, denn wer ein glückliches Leben führt, ist deshalb nicht mehr wert.Da die Pflicht zur Gerechtigkeit grundlegend und nicht erworben ist, haben Wesen mit inhärenten Wert auch das moralische Recht, dass dieser gleichermaßen respektiert wird und dürfen nie so behandelt werden, als hinge ihr Wert von ihrer Nützlichkeit für andere ab.

.oO Hans Wollschläger: Tiere sehen dich an (Textausschnitt)


~xX([Hans Wollschläger: Tiere sehen dich an])Xx~


Sie werden in Gefängniszellen gehalten, so eng wie die Stehsärge von Oranienburg; das Licht, das ihnen morgens aufgeht, kommt von der Neonröhre, die angeht; ihre Grundlebensbedürfnisse werden mit der chemischen Keule niedergeschlagen, ihre Grundtriebe ebenso an- und abgestellt, Fortpflanzung und Nachkommenaufzucht auf perverse Art mechanisiert. Ihr einziger Daseinszweck: Selbstaufzucht, Selbstvervielfältigung. Haftpsychosen sind die Regelfolge, Selbstmordversuche; die Lebensdauer, die ihnen zugebilligt wird, liegt tief unter ihrer natürlichen Lebenserwartung; das Urteil, Begnadigung ausgeschlossen, lautet generell auf Lebenslänglich.
Es ist die Rede von Tieren, nicht von Menschen.[…]
Was in den Zucht- und Schlachtanstalten der so genannten zivilisierten Nationen geschieht, gehört, alles erwogen, zu den wohk stärksten Verbrechen, das zurzeit auf Erden zu registrieren ist; es gehört mit zu einem Problem von allergrundsätzlichster Bedeutung. […]
Sie werden in körperenge Kästen gezwängt, damit sie sich nicht bewegen können, auf Wochen und Monate; wo auch ihr kleinstes Zappeln und Zucken die Täter noch stört, gießt man ihnen einen Gipspanzer um; damit sie nicht schreien und beißen, schneidet man ihnen die Stimmbänder durch und vernäht ihnen die Mäuler; man verätzt ihnen den Magen, die Augen, die Haut; infiziert sie gewaltsam mit den gräulichsten Krankheiten, die sie von allein nie bekämen; treibt sie mit Nervengiften in Krämpfe oder Wahnsinn; vergiftet und vergast sie mit den aberwitzigsten Substanzen; implantiert ihnen Elektroden ins Gehirn und jegt ihnen Stromstöße in sämtliche Lebensfunktionen; man zertrümmert ihnen die Knochen, verbrüht und verbrennt sie, setzt sie in Eisbäder und Hitzekammern; man erprobt Waffenwirkungen an ihnen […]: dies alles bei lebendigem Leibe, meist ohne genügende Anästhesie; und reicht der eine Versuch nicht aus, sie umzubringen, so werden sie dem nächsten überantwortet; eine Überlebenschance gibt es nicht.
Es ist, abermals, von Tieren die Rede, nicht von Menschen,- von jenen Tieren, zu denen der Mensch, gegen alle Widerstände deformativer Ideologien, sogar ein weit gediehnes Verwandtschafts- und Freundschaftsbewusstsein entwickelt hat: vorab von Hunden und Katzen, den Gefährten der einsamen Kindheit, den Gefährten des wieder einsamen Alters. Und es gibt keinen Zweifel, wie das zu qualifizieren ist, was ihnen in den Großlabors und Versuchsanstalten von Industrie und Medizin und Militär angetan wird: Es ist ein gigantischer Verstoß gegen alles, was die Sorte Homo sapiens im mühseligen Verlauf ihrer geschichtlichen Evolution an Benehmen gelernt hat: der Zusammenbruch einer ganzen Werte-Ordnung, an der Jahrtausende gearbeitet haben: eine Perversion, in der längst nicht mehr nur der einzelne Täter entartet ist, sondern die Tatfähigkeit der gesamten Art, die ihn zulässt und schützt. […]
Was alles da im längst unheimlichen Verbund an Gräueln stattfindet -, es gibt auch darüber mittlerweile die umfassendsten Informationen, in Büchern wie in den Wochen-, Tages- und Augenblicksmedien; nichts davon ist neu. Aber die Gräuelhaftigkeit wächst, von Augenblick zu Tag zu Woche, auf eine unheimliche Weise eben dadurch, dass nichts davon mehr neu ist; das kollektive Mitwissen konstituiert den Tatbestand einer riesigen Komplizenschaft, deren ungehemmtes Fortbestehen die Grundlagengeltung der Ethik selbst infrage stellt und zuletzt die Drohung mit sich bringt, die ganze Entwicklung des Abendlands mit einem welthistorischen Zynismus sondergleichen abzuschließen.


("Standpunkte der Ethik", Schullehrbuch, Schöningh, S. 355f.)