.oO Bewusstsein (Gedanken eines Künstlers, Schlunz)

~xX([Bewusstsein])Xx~

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Ich möchte den Leser mal bitten, sich in ein Schwein hineinzufühlen (das sollte den meisten nicht so schwer fallen, wo man sich doch auch in gequälte Hunde und Katzen hineinfühlen kann).

Wir sind jetzt also einfach mal das Schwein ohne Namen, in einem EU-Normbetrieb. Nachdem wir unser stupides Leben in einer Box verbrachten, ohne jemals das Sonnenlicht zu erblicken, kommt der Tag des Umbruchs... Wandertag? Zum ersten Mal dürfen wir unsere Beine etwas länger bewegen... kollektiv geht es vor die Tür... Das Licht blendet in den Augen... Wenn wir uns nicht sputen, gibt es einen Stromschlag in den Hintern... Es geht eine Rampe rauf, in einen anderen Raum (was weiss ein Schwein schon von Lastwagen?) und plötzlich ist es noch enger und noch dunkler... Was denken wir, was fühlen wir? Dann geht das Gerumpel und Gedröhne los...

Plötzlicher Stillstand, wir werden aneinandergepresst, stehen auf einmal auf einem Leidensgenossen und können nicht mal runter (was weiss ein Schwein schon von Bremsen und Strassenverkehrsordnung und was wissen die Schweine im hinteren Teil des Lasters schon von Platzmachen und Aufrücken, wenn die Menschen das nicht mal in der Strassenbahn raffen?)...

So geht das eine wahre Ewigkeit (was weiss ein Schwein schon von EU-subventionierten Massentiertransporten durch ganz Europa?). Wir haben Durst... Ganz furchtbaren Durst... Der "Kollege" unter unter uns atmet schon eine Weile nicht mehr...wir haben nie über Leben und Tod philosophiert, aber irgendwie kommt uns das schon beängstigend vor, sind wir als Schwein einem Hund doch geistig um einiges überlegen... "Draussen" (wo immer das sein mag) wurde es inzwischen mehrmals hell und dunkel und nun scheint das Gerumpel wirklich ein Ende gefunden zu haben...

Die hintere Klappe geht auf. Da ist wieder so ein Zweibeiner mit einer Stange, die weh tut... Ein neuer Geruch liegt in der Luft. Blut. Und so wie jeder Hund die Angst seiner Beute "riecht", riechen wir die Angst von zahllosen Artgenossen. Da vorne muss irgendwas Übles ablaufen... Aber da kommen wir schon hinter, denn der Zweibeiner mit dem Stab treibt uns in die Richtung.

Wir stehen Schlange... Jetzt... Blickkontakt zum Ende der Schlange: Eins unserer Geschwister bekommt eine komische Zange hinter die Augen, zuckt, und hängt plötzlich mit einem Fuss an einem Haken, immer noch zuckend, während ihm Blut aus der Kehle läuft... Jetzt wissen wir, dass wir hier weg wollen... Geht aber nicht... Es geht nur geradeaus... Einer nach dem anderen hängt zuckend am Haken, bis auch wir an der Reihe sind... Ob die Elektrozange vom genervten Akkordarbeiter richtig angesetzt wurde, oder ob wir aufgrund unserer Konstitution sowieso bei vollem Bewusstsein bleiben (was weiss ein Mensch, der noch nicht unter antiquitierten Psychiatriemassnahmen gelitten hat, schon von der Wirkung einer Elektrozange?), sei dahingestellt, wir können sowieso nicht schreien, denn der Hals ist offen...

Man findet uns nun als "Gehacktes" im Kühlregal oder in der Wurst für's Kind (Die Fleischindustrie hat in den letzten Jahren erheblich in dieser Richtung "aufgerüstet" von "Minni Winni Würstchenkette" bis "Reinhards Bärchenstreich"... wie niedlich).

Ein gewisser Prozentsatz von uns landet auch einfach nur im Müll, weil die Teile, die man uns aus dem Hintern geschnitten hat, angebrannt sind oder zu lange rumgammelten... Wir finden uns wieder, im Kühlschrank von Menschen, die meinen, Veganer seien arrogant und selbstherrlich, und schon deshalb müsse man uns killen, grillen und verspeisen. Doch ist es nicht viel arroganter und selbstherrlicher zu meinen, man stehe an der Spitze der Nahrungskette und könne sich aufgrund dessen wirklich ALLES erlauben?

Der oben genannte Werdegang eines Schweines ist bei "Labkälbern" kürzer, aber nicht schöner... Man konsumiert und schüttelt nebenbei den Kopf über die Arroganz der Japaner, die immernoch Walfleisch auf der Speisekarte haben... Man ignoriert das vegane Alternativangebot und den oben beschriebenen alltäglichen "Schweinehorror" unter vielfältigen Argumenten: "Ich bin zu blöd zum Kochen!... Ich hab beruflich nur Zeit für Fastfood..." Und manchmal sind auch einfach nur soziale Aspekte aussschlaggebend. Man hat Angst, ausgelacht und nicht auf Grillpartys eingeladen zu werden. Menschen, denen es an Selbstbewusstsein fehlt... Steht das alles in Relation zum Leid der Tiere? Sind das rechtfertigende Argumente?

Ich hab mir mal gesagt, dass ich mich nicht täglich selbst belügen will, nach dem Motto: "Das Schwein, von dem mein Schnitzel kommt, hatte es schon nicht so schlecht und die Ökokuh hatte weniger Angst vorm Sterben..." Ich hab mir den oben beschriebenen "Schweinehorror" bewusst gemacht und ich hab mir klar gemacht, dass ich ein (pardon!) Arsch bin, wenn ich bewusst weiter so handle. Und das ist eben der entscheidende Punkt: Sich immer dessen bewusst zu sein, was man tut. Das sollte selbstverständlich sein, doch die meisten Menschen sind sich nicht mal ihres Atems bewusst... Ab und zu holen sie mal einen Zug Luft durch den Mund und dann sacken sie wieder zusammen...

Die wenigen wirklich einfühlsamen Menschen unter den Tierleidverwertern würde es wahrscheinlich krank machen, wenn sie sich bei jeder Malzeit bewusst machen würden, welchen Background ihr "Leckerli" hat.

Einige wenige werden vegan, die anderen schalten ab. So simpel ist es leider... Trotzdem sprechen sie sich offen gegen Faschismus und Waffengewalt aus, spenden für Katastrophenopfer und bedrohte Tierarten und sie gehen zur Wahl. Da passt was nicht zusammen und dessen sollte sich jeder Mensch der "zivilisierten" Welt bewusst sein.

Ein schlauer Kopf meinte mal vor langer Zeit, ein Tier zu "halten" um es zu töten, sei Verrat... Generation für Generation wächst damit auf, dass dieser Verrat etwas ganz Normales zu sein scheint. Irgendwann müsste doch mal eine Generation erkennen, dass es mit so viel Leichen im Keller keine bessere Welt geben kann... Was machen wir aus der kommenden Generation?



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