.oO Schlachthofgesellschaft (Gedanken, Teil3)


~xX([Schlachthofgesellschaft])Xx~


~Teil 3~

Am Lagerfeuer. Es ist schön, der kühlen, dunklen Nacht auf diesem Wege nah sein zu können. Sie strahlt eine gewisse Sanftheit und Ruhe aus. Ich blicke zum Sternenhimmel und sehe tausende funkelnde Perlen, die im Inneren einer einzigen, riesigen schwarzen Auster schlummern.
Leider kann ein Bewusstsein für die Leiden der Welt auch die schönsten Illusionen und Gleichnisse zerstören. Muscheln bilden Perlen nicht um eitle Menschen zu zieren. Es ist eine Wunde, die sie flicken, einen Schmerz, den sie lindern wollen. Eingeschwemmte Splitter, stechende Steinchen, die sie durch einen Kalkmantel daran hindern, sie weiter zu verletzen. Hat es nicht etwas Beschämendes für den Menschen an sich, der sich mit dem Leiden und Kämpfen anderer schmücken will? Sicher, es ist nur eine Muschel. Aber das ist allein die Sicht eines Menschen, der sich selbst als Maß und Richtwert aller Dinge und Wesen setzt. Was können wir schon objektiv über den Wert der Muschel sagen, ohne uns in anthropozentrisches Denken zu verlieren? Wir kennen fast ausschließlich unseren Lebenstil, unsere Bedürfnisse und unsere Empfindungen. Wieso maßen wir uns an, anderes Leben einzuschätzen und abzuwerten? Es ist für uns ein Leichtes ihnen ihren Frieden zu schenken und sie sich einfach entsprechend ihrem Wesen entwickeln zu lassen. Stattdessen versuchen wir jeder neuen Art, die wir entdecken, etwas Profitables für uns selbst abzugewinnen - diese oder jene sind essbar oder geben essbare Sekrete und andere Stoffe ab, diese oder jene lassen sich in Schmuck, Trophäen oder Souvenirs verwandeln, diese oder jene können uns helfen, unsere wissenschaftliche Neugier zu befriedigen. Alles muss einer perfiden Verwertungs- und Vermarktungslogik unterworfen werden. Andere Arten existieren nicht um ihrer selbst willen, sondern haben nur den Wert, den wir den Produkten, die wir aus ihnen gewinnen können, beimessen. Natürlich gilt diese zerstörerische Logik nicht nur außerhalb des Menschengeschlechts. Frauen werden wegen ihrer Reproduktionsfähigkeit ausgebeutet, Menschen, die wenig wirtschaftlichen Nutzen haben oder versprechen, werden ausgegrenzt und als minderwertig angesehen. Um den Reichtum der Wenigen zu vermehren, wird die Armut der Vielen ebenfalls vermehrt.

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